E R S A T Z B A N K
Uraufführung (Albert Ostermaier) Salzburger Festspiele, Burgtheater Wien, Thalia Theater Hamburg Regie: Henning Bock, Martin Kusej K r i t i k e n : Es beginnt mit einem Paukenschlag. Ohne weiteres Vorspiel werden wir die Zuschauer, mitten in das dramatische Geschehen katapultiert. In einen Entführungsfall. Uwe, der Täter, brüllt, herrscht, schwitzt, keucht, während Bianca, die Geisel, ganz das verängstigte Opfer ist, gleich einem zitternden Reh, auf das ein Jäger seinen Gewehrlauf gerichtet hat. Imponierend der kraftvolle Auftritt von Werner Wölben: ganz der Prolet, der Verlierer. Claudia Renner gibt keinen einzigen Ton von sich, Angst und Schrecken drückt sie allein über Gestik und Mimik aus, und das gelingt ihr sehr überzeugend - vielleicht sogar die schwierigere Rolle. - Wenzel Müller, Südkurier - *** Es ist schlicht genial, wie Werner Wölbern als Uwe unberechenbar über die Bühne rockert (…) Nicht minder eindrucksvoll Claudia Renner als seine Geisel, die grandios im Innersten verschreckt um ihr Leben fürchtet, ohne dass sie ein Wort sprechen muss. Ein Stück, bei dem der Besucher sich zuweilen so fühlt, als sei eine Dampfwalze über ihn hinweggeprescht. Aber das kann ja sehr klärend sein. - FK, Die Welt - *** Die Regie hält sich vornehm zurück. Bleibt dicht an den Personen. Geisel Claudia Renner sagt keinen Ton, macht aber so einiges mit. Sie wird mit der Waffe bedroht, ans Knie gefasst, in einen Teppich einge-rollt und die ganze Zeit zugetextet. Trotzdem zeigt ihr Gesicht neben der Angst eines verschreckten Mäuschens tiefes Mitleid. Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. 90 Minuten dauert auch dieser zwischen amüsant und tieftragisch changierende Abend. - Annette Stiekele, Hamburger Abendblatt - *** Uwe, ein gescheiterter Fußballheld und nunmehriger Bankräuber versprüht Aggression. Er drängt seinen ungewaschenen Körper an seine Geisel, die adrette Angestellte Bianca (Claudia Renner): "Riecht das nicht stark?" Sein verdrecktes Trikot erinnert ihn an bessere Zeiten. (…) Werner Wölbern legt einen Kraftakt hin, skandiert ununterbrochen Enttäuschungen, Buben- und Männerträume. Und rückt Bianca, dem Demonstrationsobjekt seiner Verletzungen, auf die Pelle. Claudia Renner drückt, um Fassung ringend, ihre Chanel-Tasche an sich. Und drückt stumm alles aus, was in Bianca vorgeht: Angst, Verzweiflung und zeitweilige Hoffnungsschimmer. - Julia Urbanek, Wiener Zeitung - *** Werner Wölbern spielt den Uwe und er spielt ihn brillant. Mit entsprechendem Totaleinsatz und Schweiß und Blut. Wölbern hat eine Partnerin auf der Bühne, und Uwe hat ein Opfer, eine Geisel, eine völlig eingeschüchterte junge Frau. Ostermaier hat für sie nicht ein einziges Wort geschrieben. Stumm lässt sie sich schubsen und stoßen, versucht, die lächerlichen Männlichkeits-Rituale - "los, greif meine Muskel, los, mach schon" - mitzumachen und sie ist präsent. Claudia Renner spricht keine Silbe in Ostermaiers "Ersatzbank". Sie ist das Rad, in dem der Hamster sich abstrampelt bis zu Erschöpfung, sie ist der Rest der verständnis- und fußballlosen Welt. - Christoph Lindenbauer, APA (Austria Presse Agentur) - ***Claudia Renner spielt sein Opfer – eine stumme Rolle, der die Thalia-Aktrice eine verblüffende Intensität verleiht. - Susann Oberacker, Kieler Nachrichten - *** Immer wieder greift er zum Revolver, man weiß nicht, ob er die Waffe gegen seine Verfolger, gegen seine verängstigte Geisel (sehr präsent Claudia Renner) … - Wiener Zeitung - *** Werner Wölbern als Fußball-Fan und angeschossener Geiselnehmer läuft zur Höchstform auf. (…) Und da legt er los, doziert über Fußball, Autoritäten und über sein verpfuschtes Leben. Die Geisel (wortlos-intensiv: Claudia Renner) hat Angst.(…) - Kurier - *** Auf der Theke kauert verängstigt eine junge Frau (Claudia Renner) – eine Geisel, wie sich herausstellt. Sie bleibt stumme Projektionsfläche für Uwes Lebensbericht. - Die Furche - *** Die Regisseure Henning Bock und Martin Kusej vertrauen ganz den beiden Schauspielern Werner Wölbern und Claudia Renner - mit Gewinn. - Klaus Irler, TAZ - |