N A C H T A S Y L . S T U T T G A R T
(nach Gorki / Interviews mit 33 Stuttgarter Bürgern) am Staatstheater Stuttgart Regie: Volker Lösch Dramaturgie: Jörg Bochow K r i t i k e n : „Pausenlose eineinhalb Stunden klettert das elfköpfige Team mit beachtlichem Körpereinsatz an der Fassade empor, überwindet senkrechte Wände mit zwei schnellen Schritten, rauft, kämpft, wird brutal, mordet gar, lässt sich als Kranke (Claudia Renner) wie ein Stück totes Fleisch umherschubsen und schreit dem Publikum lautstark seinen Frust entgegen. Heftiger Applaus für die Darsteller.“ - Monika Köhler, Südkurier - *** „Die Figuren scheitern an ihren neuen Träumen. Am Ende steht ein hoffnungsloses Fazit. Öffentliche Anklage und lautes Infragestellen des Systems - diese Formen des radikalen politischen Kommentars haben bei Volker Lösch Methode. Am Ende des Abends folgt lautes Klatschen für die Leistungen der Schauspieler.“ - Zeit online - *** „Auf und ab springen sie, kleben an dieser mütterlichen Sanftheit wie panische Geckos, sie suchen nach Hoffnung, nach Perspektiven, um am Ende doch ganz unten zu landen.“ „Nach der Rezession ist vor der Revolution.„ „Das entkernte "Nachtasyl“ füllen sie mit insgesamt 45 Interviews von 33 unsichtbaren Bürgern dieser von der Wirtschaftskrise heftig gebeutelten Industrieregion. Was zunächst wie ein journalistischer Kraftakt aus fleißiger Recherche ohne Kunstwillen anmutet, verwandelt sich wider Erwarten in eine amüsante Rezessions-Revue mit einer kurvigen Geschichte aus Liebe, Verrat und Slapstick-Rangeleien, ein schwitzend-dampfender Körperreigen, mit dem sich ein enthemmtes Ensemble zu Rachmaninow und Rolling Stones freibraust." - Tomo Mirko Pavlovic, Nachtkritik - *** „Spieler, die mit akrobatisch-körperlichen Höchstleistungen die meterhohe Kanzlerwand besteigen und bespringen. Trotz aller Akrobatik kostet das Kraft. Für Lösch, der seine radikalen Botschaften immer mit einem radikal sinnlichen Theaterspiel koppelt, steht diese Sprungkraft freilich auch für die Mühe, die seine typisierten Figuren mit dem Leben und Überleben haben. Die nicht nur körperlich virtuos gespielten Stuttgartfiguren strampeln sich hier ab, um der Verelendung auf der Bühne zu entgehen.“ - Roland Müller, Stuttgarter Zeitung - *** „Volker Löschs politische Kraftübung: die fetten Jahre in Schwaben sind jetzt vorbei – endgültig. Ein Abend mit starken Szenen, gespielt von einem bestens aufgelegten Ensemble.“ „Immer wieder geraten die Figuren in Streitgesprächen aneinander, ziehen sich herunter, helfen sich manchmal auch, ein bisschen Hoffnung auf Gemeinschaftssinn bietet die Inszenierung dann doch. So viel Action - ein Symptom für das Gegenteil, den Stillstand. Sie wollen es nicht wahrhaben, kämpfen gegen den endgültigen Abstieg. Nervosität und aggressive Energie sind die beherrschende Stimmung. Figuren prallen aufeinander wie Billardkugeln, doch keiner ist da, der sie wieder in geordnete Bahnen lenken könnte." (…) "Die Frau des Angestellten (Sebastian Nakajew) hat Krebs (Claudia Renner), und keiner kümmert sich um sie. " "Geturnt und gespielt wird "Nachtasyl Stuttgart": eine Mischung aus Theater (Maxim Gorkis "Nachtasyl") und Stuttgart-Reportage. Ein Vor-Ort-Kommentar zur Wirtschaftskrise." - Nicole Golombek, Stuttgarter Nachrichten - *** „Lösch wühlt in sozialpsychologischen Befindlichkeiten, die elf wacker turnende Schauspieler allenfalls auf die Grundsituation von Gorkis Nachtasyl übertragen.„ „Stilistik, gar Masche könnte man das nennen. Doch Lösch schaut dem Volk nun einmal mehr aufs Maul und tiefer in die weidwunde Krisenseele (...) und schafft damit theatralisch nichts Geringeres als einen praktikablen Gegenwartsnaturalismus.“ „In Stuttgart erntet Volker Lösch für sein formidables Schaffen vereinzelte, zart gehauchte Perlenketten-Buhs, denen nüchtern artikulierte Bravos folgen. Dann kommt ein langer, überlegter Applaus auf (...)“ - Ralf-Carl Langhals, Mannheimer Morgen - |
|