P E N T H E S I L E A
(H.v.Kleist) Salzburger Festpiele / Thalia Theater Hamburg Regie: Stephan Kimmig K r i t i k e n : „In einem Abbruchhaus versucht ein Lehrer, seinen Schülern Kleist nahe zu bringen. Man probt "Penthesilea". Die Halbwüchsigen treiben allerhand Unsinn, springen herum und gegen die Wände, trommeln mit den Füßen auf den Boden. Immerhin, die Lockerungsübungen für das Projekt Klassiker-Training scheint sie zu packen, auch wenn es zeitweise so aussieht, als würden sie sich Arme und Beine brechen. So hebt sie an, die jüngste Neuproduktion der Salzburger Festspiele im Landestheater. Der angeblich unspielbaren, tatsächlich recht oft gespielten "Penthesilea" rückt Kimmig auf unkonventionelle Art zu Leibe.“ „Schon ist der Schlachtplatz bereitet, die Schlachtung vorbereitet. Da hilft keine Mediation, kein Warnen der liebenden Prothoe (Claudia Renner)“. „Das letzte Wort hat Prothoe: Die kräftigen Eichen fällt der Sturm, weil er in ihre Krone greifen kann. Ein rätselhaftes Wort des vitalen Selbstmörders Kleist, über das man lang nachdenken kann." „eindrucksvolles Ensemble“ - Barbara Petsch, Die Presse - *** „Stephan Kimmig lässt die dem Tragischen immanente Komik in seiner atemberaubenden Inszenierung in ergreifenden Momenten wie selbstverständlich aufleuchten.“ „Die auch politische Komplikationen heraufbeschwörende Begegnung der beiden für einander bestimmten Menschen sorgenvoll beobachtet, wie auch die ihrer Herrin und Freundin treu ergebene Prothoe (Claudia Renner)„ „Zur Erschöpfung führende Kampfszenen werden zu mit Rap-Musik untermalten, kunstvoll choreografierten Wasserschlachten. Statt der klatschnass an den Körpern klebenden Gewändern tragen die Darsteller im zweiten Teil schwarze Anzüge. Der Todestanz kann beginnen.“ „ein außergewöhnlicher, mit Ovationen bedachten Theaterabend“ - Hilde Haider-Pregler, Wiener Zeitung - (zum Gastspiel am Burgtheater) *** "eine kühle, konzentrierte, sprachgewaltige und sehr körperbetonte Analyse, die mit unverblümt heutiger Wucht daherkommt, ohne gewollt zu aktualisieren" "Kimmigs so anstrengender wie kurzweiliger Beweis für die Bühnentauglichkeit der "Penthesilea" mit berührend poetischen Momenten" "Entfesselt und aggressiv schütteln Penthesilea, ihre Vertraute Prothoe (Claudia Renner), Achilles und Odysseus (Michael Weber) Arme und Beine, stampfen rhythmisch mit den Füßen auf. Ob in Highheels oder schwarzen Anzügen: Diese Frauen sind nicht zu haben. Glücklich aber sind sie auch nicht. - Claudia Ihlefeld, Heilbronner Stimme - *** „eine radikale Neuinszenierung von Kleists "Penthesilea" voll von starken Emotionen“ „Am Ende gab es nach zweieinviertel Stunden viel Applaus für die Darsteller und ihren bewunderungswürdigen Einsatz“ - Wolfgang Huber-Langsalzburg, Salzburger Nachrichten - *** „Zeitgemäß wird es, wenn Claudia Renner berichtet, was Prothoe alles gesehen hat, wie wenn sie im Fernsehen erzählen würde, was damals in der Gruft geschehen war. „ - Peter Michalzik, Frankfurter Rundschau - *** "Es ist eine schillernde, eine gefährliche Lebensphase, die der Regisseur Stephan Kimmig aus dem als unspielbar geltenden Kleist-Drama herausfiltert. Alle Gewaltexzesse, Sexorgien, Kriegeraufmärsche und Blutsudeleien literweise hätten sich leicht rechtfertigen lassen mit dem wüsten, exaltierten Stück. Doch kaum davon an diesem Abend. Kein Tropfen Blut. Ein diesbezüglich enthaltsamer Kimmig inszenierte die tragödische Liebesraserei auf einem Schlachtfeld vor Troja als ein zügiges Kammerspiel. Kimmigs Inszenierung läßt sich auf eine platte Modernisierung des alten Amazonen- und Geschlechterkampfes nicht ein; die Lesart des seltsam unblutigen Todes, der wie die ganze Aufführung Konzentration und Vorstellungsvermögen verlangt, bleibt rätselvoll offen. - Erna Lackner, FAZ - *** „kein hehres Antikendrama in Salzburg, sondern ein ebenso flippiger wie psychologisch ungemein tiefgründelnder Geschlechterkampf in einer von Gefühlseruptionen herrlich durchtobten Neuinszenierung„ - Hannes S. Macher, PNP Neue Presse - *** „Statt des geforderten Riesenensembles treten lediglich fünf Personen auf. Neben Achilles und Penthesilea sind das Odysseus (lässig: Michael Weber), Diomedes (umsichtig: Helmut Mooshammer) und Prothoe (zunehmend aufgelöst: Claudia Renner).“ „Auf diesem öden Kampfplatz setzen die fünf Feinde ihre Körper gegen einander ein: Mit brünftigem Gebrüll, grimmigen Grimassen und archaischem Gestampfe tragen sie ihre Kämpfe zu lärmender Technomusik aus. Es sind Scheingefechte. Die wahren Schlachten werden in den Kampfpausen ausgefochten – in den Dialogen.“ „Regisseur Stephan Kimmig gilt zurzeit als einer der führenden Analytiker unter den deutschen Regisseuren.“ - Petra Rathmanner, Wiener Zeitung - *** „Im Mittelpunkt der Aufführung am Thalia-Theater in Hamburg steht der Kampf der Liebe. Der altkluge Odysseus (Michael Weber), die liebeskranke Prothoe (Claudia Renner) und der der weitsichtige Diomedes (Helmut Mooshammer) bilden ein exzellentes Team der Beratung, Beurteilung und Bekämpfung in humorvoller Art und Weise." "Die fünf Darsteller bieten dem Publikum ein Höchstmaß an schauspielerischem Können.„ „unbändig, emotional, rasend, leidenschaftlich und manchmal amüsant“ - René Marquardt - *** "Keiner trägt Waffen, und kein Panzer schützt Seelen und Herzen. Helden und Heldinnen sind leicht verwundbar. Sie begießen sich selbst mit Wasser, und dann sind die Seidengewänder der Frauen durchscheinend. Transparenz statt "goldenem Kriegsschmuck". Die Hemden der Männer liegen ebenfalls am Körper an. Kleidung, die keinen Schutz gibt. Und die Sätze von Kleist sind messerscharf. Der Regisseur erspart uns Schaugefechte und Bühnenblut. Viele Begegnungen passieren in stilisiert-tanzartiger Form." - OÖ Nachrichten - *** "Immer wieder brechen in Stefan Kimmigs Salzburger Inszenierung von Kleists "Penthesilea" gerade in die zartesten Momente mit körperlicher Gewalt und Entäußerung jene brachial menschlichen Triebe durch, die doch so gern von den aufklärerischen Idealen Vernunft und Humanität überwunden geglaubt werden. Und Kimmigs Figuren scheinen selbst kaum zu glauben, was da mit ihnen geschieht, was da aus ihnen hervorbricht." "Es sind diese Kontraste, diese szenischen Übersetzungen, die die Arbeit von Stefan Kimmig auszeichnen und die in diesem Fall seine Penthesilea zu einem ebenso unspektakulären wie nachdrücklichen Ereignis machen. Mit seinem Theater das immer offene, gleichsam unvollendete und zugleich anrührende Bilder schafft, nie Bebilderungen und das die Distanz zwischen Schauspieler und Figur zu wahren weiß, mit diesem Theater und mit seinen Darstellern kann Stefan Kimmig nun mit dieser Penthesilea einen weiteren Erfolg für seine Recherche in den Abgründen und Erschütterungen menschlicher Existenz für sich verbuchen." - Sven Ricklefs, Deutschlandradio - |