Ü B E R G E W I C H T.
U N W I C H T I G : U N F O R M (Werner Schwab) am Stuttgarter Staatstheater, Depot Regie: Stephan Rottkamp Dramaturgie: Kekke Schmidt K r i t i k e n : „Dem Karli, diesem dauererregten Adilettendjango, dem das Hirn aus der versifften Trainingshose tropft, während er seinem Opfertier Herta sekündlich ins Gesicht schlägt. Und dann, mittendrin in diesem herrlichen Bestiarium, wo die Illusionen und Träume in den Obstlern ertrinken, knutscht das namenlose schöne Paar.“ „Schwabs Figuren sind linguistische Ungeheuer, nie authentisch, künstlich-kunstvoll versaut. Für das musikalische Monologisieren, für das mäandernde Sprechen als Ausdruck einer egomanischen Selbstinszenierung, für diesen derbpoetischen Nominalstil, für die schizoiden Subjekt-Objekt-Vertauschungen.„ „Zeit für eine Marienverehrung à la Schwab. Aus Claudia Renners gedemütigter Schlampine Herta wird nun eine auftrumpfende, beseelte Jungfrau, die sich auf der Theke beinspreizend die Zehen lutschen lässt, im lustvollen Takt zu Roland Kaisers kitzliger "Santa Maria"-Schmachterei. Man erfährt eher beiläufig, dass solche Verköstigungen in dieser schmierigen, holzigen, dunkel-dumpfen Gast- und Fruststätte (Bühne: Robert Schweer) häufiger vorkommen.“ - Tomo Mirko Pavlovic, Nachtkritik - *** „Stumm küsst und liebkost sich das schicke Pärchen am Nebentisch, während Karli (Sebastian Schwab) seine vorlaute Herta (Claudia Renner) abwatscht und körperlich kujoniert. Wenn der Vorhang wieder aufgeht, nagen die unbefriedigten Kleinbürger blutverschmiert an den Überresten der beiden „Verhütungsmittelmenschen“, und die duldende Herta wird als unbefleckte Jungfrau zum Objekt fußküssender Verehrung. Regisseur Stephan Rottkamp lässt Kult und Orgie in Schwabs symbolischem Gasthaus pseudo-realistisch ausspielen, behält dabei jedoch immer dessen Sprachakrobatik im Auge. Der hintersinnige Mix aus Dialekt, Fäkalsprache und intellektuellem Jargon wird von den Schauspielern rollentypisch hervorragend umgesetzt. - Dietholf Zerweck, Esslinger Zeitung - *** "Eine feige Sau ist so ein Glück", sagt der Ex-Knacki Karli. So ein Depp er auch ist, weiß er doch, dass dieses Paar davon gesegnet ist, anders als er selbst und seine sich später als heilige Jungfrau gerierende Herta (Claudia Renner) und alle anderen Gäste.“ „Nachdem die Bagage also die beiden, die sich selbst genug sind, in Stücke gerissen hat, prophezeit Herta ihnen triumphierend ewige Höllenqualen.“ „Liebe ist möglich, das ist die schöne und harte Botschaft dieses glücklich umjubelten Abends.“ - Nicole Golombek, Stuttgarter Nachrichten - |
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